1. Warum habt ihr euch dazu entschieden, dass Anne nach ihrem Tod auf die Zeit in den Lagern zurückblickt?
Im Anne Frank Video-Tagebuch nimmt die Kamera den Platz von Annes Tagebuch ein, die Geschichte wird aus Annes Perspektive erzählt. Bei diesem Ansatz sind wir in den Folgen, in denen es um die Zeit nach der Verhaftung geht, geblieben. Wir haben uns dazu entschieden, auch in diesen Episoden Anne selbst ihre Geschichte erzählen zu lassen. Von einem unbekannten Zeitpunkt und Ort aus blickt sie auf die Geschehnisse nach der Verhaftung zurück. In Monologen erzählt Anne, was sie selbst erlitten und (möglicherweise) gesehen hat. Anne ist also keine allwissende Erzählerin; es ist ihre eigene Geschichte, auf die sie zurückblickt - das, was sie darüber erzählt haben könnte …
2. Anne hat ihre Erfahrungen nach dem Untertauchen nicht in einem Tagebuch festgehalten. Woher wisst ihr, was sie in den Lagern durchgemacht hat? Auf welchen Quellen basieren die Folgen Nach der Verhaftung?
Die Videoreihe ist ein Dokudrama. Für die Folgen über die Zeit nach der Verhaftung wurden das Buch „Na het Achterhuis“ von Bas von Benda-Beckmann (deutsche Edition: Nach dem Tagebuch) und andere relevante Quellen wie Berichte von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen benutzt. Da Anne nach dem Untertauchen kein Tagebuch geführt hat, wissen wir nichts über ihre tatsächlichen Gedanken und Gefühle. Wir mussten sie also imaginieren - es ist eine Interpretation dessen, was geschehen sein könnte. Wir haben dabei darauf geachtet, uns so weit wie möglich an die historischen Fakten zu halten.
3. „Vlogt“ Anne auch in den Folgen, die von der Zeit nach ihrer Verhaftung handeln?
Nein, da Anne in den Lagern kein Tagebuch führte, vlogt sie auch nicht mehr (die Kamera fungiert als ihr Tagebuch). Wir wollten gern die Stärke des Vlogs erhalten, die Geschehnisse in den Lagern jedoch auf andere Weise vermitteln. Anne erzählt von einem unbekannten Zeitpunkt und Ort aus, was mit den Untergetauchten nach der Verhaftung geschah. Gespielte Szenen geben Annes Gedanken wieder, sie selbst kommt darin nicht vor. Wir sehen also keine Bilder von Anne nach der Verhaftung, sondern blicken durch ihre Augen (mit) auf die Geschehnisse um sie herum.
4. Das Anne Frank Haus präsentiert Anne Franks Geschichte auf eine relevante und historisch gesicherte Weise. Im Anne Frank Video-Tagebuch wurde das Tagebuch durch eine Videokamera ersetzt. In den Folgen, die sich nach der Verhaftung abspielen, blickt Anne nach ihrem Tod auf ihre Zeit in den Lagern zurück. Wie rechtfertigt ihr diese Herangehensweise?
Das Anne Frank Haus sieht es als wichtige Aufgabe, die Erinnerung an Anne Frank und die Judenverfolgung bei der heutigen Generation lebendig zu halten. Wir suchen dabei nach innovativen Möglichkeiten, jungen Menschen dieses Wissen zu vermitteln. Jugendliche lesen immer weniger und schauen sich massenweise Videos auf YouTube an. Diese Reihe ist eine neue und ansprechende Möglichkeit, junge Menschen mit Anne Franks Lebensgeschichte zu erreichen.
Der erste Teil der Reihe basiert auf Anne Franks Tagebuch, für den zweiten Teil wurden das Buch „Na het Achterhuis“ (deutsche Edition: Nach dem Tagebuch) und Berichte von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen benutzt. Die Reihe wird didaktisch-pädagogisch eingebettet, unter anderem durch ein Begleitvideo über den Holocaust. Auf unseren Social-Media-Kanälen und mit unseren Bildungsprogrammen bieten wir Erläuterungen, Einordnungen und Informationen über Anne Franks Tagebuch, das Versteck und die Zeit nach der Verhaftung.
5. Warum kann ich die erste Reihe des Anne Frank Video-Tagebuchs nicht sehen?
In einigen Ländern, darunter den USA und Mexiko, sind die Urheberrechte an Anne Franks Tagebüchern noch nicht abgelaufen. Darum ist die erste Reihe des Anne Frank Video-Tagebuchs dort nicht zu sehen. Die Rechte an Anne Franks Tagebüchern liegen für diese Länder beim Anne Frank Fonds in Basel.
Das Anne Frank Video-Tagebuch: Nach der Verhaftung ist dagegen weltweit auf dem YouTube-Kanal des Anne Frank Hauses zu sehen. Die zweite Reihe spielt sich nach der Verhaftung der Untergetauchten ab und basiert auf dem Buch „Na het Achterhuis“ (deutsche Edition: Nach dem Tagebuch) von Bas von Benda-Beckmann und anderen relevanten Quellen wie Berichten von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen.